Plastikmüll

Verpackungen müssen sich grundlegend ändern

Von Pia Wegener · 2022

Eine gelbe Tonne für Verpackungsmüll, eine blaue für Papier, eine grüne für Glas, eine andere Tonne für Bioabfälle und eine weitere für den Rest: Deutschland gilt als „Mülltrennungsweltmeister“. Dabei landen auch hierzulande zu viele Verpackungen im Restmüll statt in der dafür vorgesehenen gelben Tonne – und werden somit nicht recycelt. Das wiederum belastet nicht nur die Ressourcen, sondern auch das Klima. Doch nicht nur die falsche Sortierung erschwert das Recycling. Auch beim Design von Verpackungen und den Verfahren zur Wiederverwertung gibt es noch reichlich Optimierungsbedarf.

Ein Junge schmeißt eine Plastikflasche in den Mülleimer.
Plastikverpackungen gehören in den Gelben Sack. Foto: iStock / Alvaro Moreno Perez

Kaum eine andere Nation in Europa ist in Sachen Mülltrennung besser aufgestellt als Deutschland. Nicht ohne Grund gelten wir als „Mülltrennungsweltmeister“. Allerdings produzieren wir pro Jahr und Kopf auch bis zu 230 Kilogramm Verpackungsmüll und damit knapp 50 Kilo mehr als der europäische Durchschnitt. Allein im Jahr 2019 fielen in Deutschland 18,9 Millionen Tonnen an Verpackungsabfällen an. Die Pandemie und die seit Jahren beliebten To-go-Produkte haben das Verpackungsaufkommen noch einmal erhöht. Um der Plastik- und Verpackungsflut Herr zu werden, ist in diesem Jahr unter anderem die gesetzliche Recycling-Quote für Kunststoffe auf 60 Prozent erhöht worden. Bereits 2019 wurden etwa 55 Prozent des Verpackungsmülls dem Recycling zugeführt.

Nur wenig Kunststoffmüll wird tatsächlich recycelt

Dabei gibt diese Quote nicht an, wie viel Verpackungsmüll tatsächlich wiederverwertet wird, sondern lediglich, wie viel Müll in den Verwertungsprozess wandert. Viele Verpackungen, etwa Joghurtbecher, werden beispielsweise für die Herstellung minderwertiger Plastikprodukte verwendet und nicht etwa als neue Joghurtbecher dem Kreislauf wiederzugeführt. Ein anderer Teil der Kunststoffe wird bereits vorher aussortiert, da er sich nicht für das Recycling eignet. Hinzu kommt, dass 20 Prozent der deutschen Abfälle in zertifizierten Recyclinganlagen im Ausland verwertet werden und damit automatisch in die Berechnung der deutschen Recyclingquote eingehen – auch wenn Verstöße bei der Verwertung oftmals nicht registriert oder gar geahndet werden. Wirklich recycelt werden laut dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) demnach nur rund 20 Prozent der Verpackungen. Zu wenig, wie unter anderem die Umwelthilfe kritisiert.

Grüner Punkt als Sortierungshilfe

Vor der Einführung des sogenannten Dualen Systems gab es in Deutschland ein öffentlich-rechtliches Abfallbeseitigungssystem, das die Gemeinden in die Pflicht nahm, den Abfall zu entsorgen. 1991 kam schließlich mit der damals in Kraft getretenen Verpackungsverordnung mehr Ordnung in die Müllentsorgung. Viele verbinden mit dem seitdem bestehenden Dualen System wohl vor allem eines: den Grünen Punkt. Die heute eher als Sortierhilfe für Verbraucher gesehene Markierung zeigt eigentlich an, dass der Hersteller der Verpackung für deren Wiederverwertung ein Lizenzgeld zahlt. Mit dieser Gebühr werden die Entsorgung und Verwertung der Abfälle finanziert. Was im Gelben Sack landet, wird also recycelt, während Restmüll zum großen Teil in der Müllverbrennungsanlage endet. So die Theorie. Doch auch wenn die Deutschen als Mülltrennungsweltmeister gelten, enden viele Verpackungen, die eigentlich für die Gelbe Tonne gedacht sind, im Restmüll – und somit nicht im Recycling. Bis zu 3,3 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle wurden im Jahr 2019 auch durch die falsche Sortierung der thermischen Verwertung zugeführt, also verbrannt. Und auch wenn moderne Filteranlagen diesen Verwertungsprozess, der zur Energiegewinnung genutzt wird, bereits umweltfreundlicher gestalten, werden bei der Verbrennung weiterhin Giftstoffe erzeugt, die für Mensch und Tier schädlich sein können.

Materialmix erschwert Recycling

Genauso wie im Restmüll landen auch in Gelben Tonnen oftmals Abfälle – das Bundesumweltamt spricht von bis zu 40 Prozent – die dort nicht hingehören. Beispiele sind Aluminiumdeckel oder Papieretiketten, die den Sortiermaschinen bei der Verwertung Probleme bereiten. Dabei sind die Verbraucherinnen und Verbraucher sogar gesetzlich zur richtigen Entsorgung von Papier, Glas und Verpackungen verpflichtet. Das Bundesumweltamt und Naturschutzverbände versuchen unter anderem mit Informationskampagnen, für mehr Mülltrennungs-Bewusstsein zu sorgen. Mit der richtigen Mülltrennung durch die Verbraucher ist es aber nicht getan. Um den Verpackungsmüll zu reduzieren, sind auch Unternehmen in der Pflicht. Bereits bei der Herstellung der Produkte müsste ihre Recyclingfähigkeit mitgedacht werden. So bestehen laut dem NABU zu viele Verpackungen noch immer aus unterschiedlichen Materialien. Diese unterscheiden sich in ihrer chemischen Struktur und lassen sich nur schwer oder gar nicht voneinander trennen. Hinzu kommen Verbund-Verpackungen, die aus mehreren Lagen Papier, Kunststoff und Aluminium bestehen oder Weichmacher enthalten und dadurch nur bedingt als Rezyklat, also Recyclingmaterial, genutzt werden können. Die Umwelthilfe sieht deshalb vorrangig den Gesetzgeber in der Pflicht, die Vorgaben zu verschärfen und ein Abfallvermeidungsziel einzuführen. Ein positives Beispiel für saubere und vollständig recycelbare Ausgangsstoffe sind durchsichtige PET-Flaschen, die aus einer einzigen Kunststoffsorte, nämlich Polyethylenterephthalat, bestehen. Dadurch lassen sie sich im Gegensatz zu den Kunststoffgemischen problemlos recyceln. Auch die Minimierung unnötiger Verpackungsextras oder Mehrwegkonzepte könnten das Recycling in der Zukunft vereinfachen. Simplere Designs und weniger Einsatz von Farbe, wie sie etwa beim Aufdruck von Logos verwendet wird, könnten ebenfalls für eine bessere Recyclingfähigkeit von Verpackungsmüll sorgen.

Quellen:
Umwelt Bundesamt: Ohne Mülltrennung kein Recycling

BR24: Hat das Duale System beim Plastik-Recycling versagt?
Statistisches Bundesamt: Abfallwirtschaft
Utopia: Kunststoffrecycling: Das solltest du darüber wissen
NABU: Recycling

1. Kassenbons, Pizzaschachteln und Bäckertüten gehören nicht ins Altpapier

Kassenzettel aus Thermodruckpapier verunreinigen aufgrund der enthaltenen Chemikalien die ganze Papiercharge. Die Fett- und Speisereste an Pizzakartons oder Bäckertüten machen eine Wiederverwertung dieser Pappprodukte unmöglich.

2. Verpackungen nicht ineinander stecken

Der Joghurtbecher wird in die Alu-Dose gesteckt und gleich noch mit der Nudelverpackung vollgestopft – das spart zwar Platz, ist für die Müllverwertung allerdings schlecht. Denn die Trennmaschinen können diese sehr eng beieinanderliegenden Materialien häufig nicht erkennen und somit auch nicht sauber trennen.

3. Verpackungen aus verschiedenen Materialien auseinanderreißen

Satt den Quarkbecher samt Alu-Deckel wegzuwerfen, ist es besser, beide Teile voneinander zu trennen. Gleiches gilt für Plastikflaschen mit Folienhülle oder Joghurtbecher mit Pappummantelung. Nur wenn die unterschiedlichen Materialien voneinander getrennt entsorgt werden, können die Maschinen diese auch gut erkennen und sortieren.

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