Ökologische Wirtschaft

Der Planet schreit um Hilfe

Von Michael Gneuss und Katharina Lehmann · 2023

Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind den Deutschen wichtig. Denn viele spüren schon heute die Auswirkungen des Klimawandels deutlich. Und es könnte noch gravierender werden, wenn nicht bald entschlossen gehandelt wird. Aber sind wir wirklich bereit für eine grüne Zukunft?

Eine Erdkugel blüht auf einer Seite grün und blühend; die andere Seite ist vertrocknet. Man sieht die Folgen des Klimawandels.
Die globale Erderwärmung stellt die Menschen auf der ganzen Welt vor immer größere Herausforderungen. Foto: iStock / sarayut

Dystopien faszinieren uns, vor allem in Filmen und Romanen. Wenn KI die Menschheit zum Wohle des Planeten auslöschen will oder Kevin Costner über eine im Salzwasser versunkene Erde schippert und die letzte Insel sucht, fragen wir uns: Sieht so unsere Zukunft aus? Und wenn Roland Emmerich den Golfstrom versiegen lässt oder Matthew McConaughey und Anne Hathaway nach anderen Planeten suchen, auf die sich die Menschheit flüchten kann, drängt sich die Frage auf: Ist die Klimakatastrophe unausweichlich? Was bislang eher die Bilder in der Science-Fiction zum Ausdruck bringen konnten, wird nun mehr und mehr im Alltag spürbar: Der Planet schreit um Hilfe.

Grüne Visionen

Auf der anderen Seite gibt es Visionen, die zeigen, wie die Zukunft auch aussehen kann: Statt im Verbrenner düsen wir in leise surrenden Hochgeschwindigkeitszügen durch grüne Landschaften. Intakte Wälder bieten Säugern, Insekten und Nagern Heimat und filtern unsere Luft. Unsere Städte sind geprägt von begrünten Dächern und Fassaden, kleinen Parks und Fahrradalleen. Nachhaltig bewirtschaftete Felder stellen uns ausreichend Getreide und Gemüse zur Verfügung. Unseren Strom beziehen wir aus der Kraft der Sonne. Und auch die Wirtschaft arbeitet mit sauberen Energien und effizienten Technologien und schont Ressourcen und Umwelt. Es wäre eine lebenswerte Welt, die wir schaffen könnten, wenn wir uns jetzt dem ökologischen Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft widmen würden – einem Ziel, das vielen Deutschen wichtig ist. So sprach sich in der repräsentativen Befragung „Umweltbewusstseinsstudie 2022“, für die das Bundesumweltministerium und das Umweltbundesamt (UBA) im Sommer vergangenen Jahres 2073 Bürgerinnen und Bürger ab 14 Jahren online befragt haben, das Gros der Deutschen für mehr Anstrengungen beim Klimaschutz aus. Demnach befürworten 91 Prozent der Befragten prinzipiell einen umwelt- und klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft. Insgesamt sehen 57 Prozent der Befragten den Klimawandel als eine der größeren Herausforderungen für die Gesellschaft an; nach dem Zustand von Gesundheits- und Bildungssystem (67 beziehungsweise 66 Prozent), sozialer Gerechtigkeit sowie Krieg und Terrorismus (jeweils 59 Prozent). Schon heute spürt die Mehrheit der Befragten die Auswirkungen des Klimawandels. So gaben 85 Prozent an, Trockenheit und Dürren mit dem Klimawandel in Verbindung zu bringen, 83 Prozent sehen auch Starkregen und Hochwasser als Folgen. Und das nicht nur in Deutschland: Andere Studien zeigen, dass der menschengemachte Klimawandel für das massive Baumsterben in Deutschland verantwortlich ist, dass sich die Wahrscheinlichkeit für Flutkatastrophen im Mittelmeerraum durch den Klimawandel erhöht hat oder dass die Hitzewellen im Süden Europas und im Südwesten der USA im vergangenen Sommer wesentlich durch den Klimawandel verursacht wurden.

Grafik: Umfrage zum Engagement für den Klimaschutz in Deutschland im Jahr 2023

Klimaschutz ja, aber bitte sozialverträglich

Gleichzeitig befürchten drei Viertel der Befragten, dass sich durch Anstrengungen und Maßnahmen zum Klimaschutz die Schere zwischen Arm und Reich vergrößert. Und 39 Prozent haben zudem Angst vor einem sozialen Abstieg. „Der ökologische Wirtschaftsumbau muss sozialverträglich erfolgen, wenn wir die Menschen auf dem Weg dorthin nicht verlieren wollen“, betont Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes. Konkret hieße das, zum Beispiel die Kosten für eine Kohlendioxid-Bepreisung durch ein Klimageld sozial auszugestalten oder berufliche Perspektiven für Menschen aus unteren Einkommensgruppen zu schaffen. „Wir müssen deutlicher machen, dass nachhaltiges Wirtschaften eine Job-Maschine werden kann“, so Messner. Zugleich plädierte er dafür, dass der Staat den Umbau aus ökonomischen Gründen forcieren sollte. Sonst wachse die Gefahr, dass die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft auf wichtigen Zukunftsmärkten weiter sinke.

Ökologische Wirtschaft: Aufgaben für die Politik

Umwelt- und Klimaschutz sollten aus Sicht der Befragten bei übergeordneten politischen Entscheidungen stets berücksichtigt werden. Diese Meinung vertritt auch Bundesumweltministerin Steffi Lemke: „Die vergangenen Jahre zeigen sehr deutlich: Die Wetterextreme nehmen zu – mit erheblichen negativen Wirkungen auf die Umwelt, die Wirtschaft und auch auf die Gesundheit der Menschen. Das zwingt uns, vorzusorgen und uns an die Folgen der Klimakrise anzupassen.“ Aus diesem Grund habe die Bundesregierung das erste bundesweite Klimaanpassungsgesetz auf den Weg gebracht. Es solle einen verbindlichen Rahmen für Bund, Länder und Kommunen schaffen, die Gesellschaft besser auf die Folgen der Klimakrise wie Dürren, Starkregen oder Hitze vorbereiten, Risiken minimieren und Schäden vermeiden. Konkret heißt das: In Städten und Kommunen sollen weniger Flächen versiegelt werden, damit das Regenwasser abfließen kann und Überschwemmungen vermieden werden. Auch solle es deutlich mehr Schattenplätze geben, um insbesondere ältere Menschen besser vor Hitze zu schützen. Zudem sollen regelmäßige Klimarisikoanalysen und Monitoringberichte verpflichtend sein.

Doch für die Bundesregierung darf es nicht nur um die Anpassung an veränderte klimatische Bedingungen gehen. Mindestens genauso wichtig ist das Erreichen der Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens. Zudem will Deutschland bis 2045 klimaneutral werden. „Um dieses Ziel zu erreichen, muss der Ausbau der erneuerbaren Energien massiv beschleunigt werden. Bereits bis 2030 ist das Ziel, mindestens 80 Prozent des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien – vor allem aus Wind- und Solarenergie – zu decken“, teilt die Bundesregierung mit. Im Jahr 2021 lag der Anteil der erneuerbaren Energien bei rund 41 Prozent des Bruttostromverbrauchs, 2022 bei 46,2 Prozent und im ersten Halbjahr 2023 schon bei rund 52 Prozent.

Die Ausbaugeschwindigkeit will die Bundesregierung nun sogar verdreifachen, damit es gelingt, „langfristig eine günstige, unabhängige und sicherere Energieversorgung sicherzustellen und gleichzeitig das Klima zu schützen“. Doch die Bundesregierung weiß auch: „Die deutschen Klimaziele orientieren sich an internationalen Vereinbarungen, denn der Klimawandel macht nicht an Grenzen halt.“ Es käme deshalb darauf an, weltweit die Entwicklungs-, Wirtschafts-, Finanz-, Energie- und Verkehrspolitik an den Zielen des Klimaschutzes zu orientieren.

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