Klimafreundliches Bauen

Haus der Zukunft

Von Jens Bartels · 2021

Klimaneutralität lautet das Ziel der Europäischen Union für das Jahr 2050. Dafür müsste auch der Bausektor seine Emissionen in den kommenden zwei Jahrzehnten auf Null senken. Dies kann nur gelingen, wenn Gebäude so konzipiert sind, dass sie am Ende ihrer Lebensdauer demontiert und recycelt werden können. Auch die Auswahl ressourcensparender Baumaterialen spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle.

Kleines Holzhaus in der Natur
Foto: iStock/ Wei-Hua

Die Errichtung und Nutzung von Gebäuden ist meist nicht klimafreundlich. Nach Schätzung der Vereinten Nationen gingen allein im Jahr 2020 weltweit rund 40 Prozent der energiebezogenen CO2-Emissionen und mehr als die Hälfte des Ressourcenverbrauchs auf die Baubranche zurück. In Europa entstehen laut eines aktuellen Berichts des „European Academies Science Advisory Council“ (EASAC) 25 Prozent der Treibhausemissionen durch den Energieverbrauch von Gebäuden. Das EASAC ist ein Zusammenschluss der Nationalen Akademien der Wissenschaften der EU-Mitgliedsstaaten, Norwegens und der Schweiz.

Um ihrem Klimaschutzversprechen im Rahmen des Pariser Abkommens gerecht zu werden, muss die Europäische Union nach Überzeugung der Wissenschaftler sicherstellen, dass alle 250 Millionen bestehenden sowie alle neuen Gebäude in der EU nahezu null Treibhausgasemissionen verursachen. Die Idee der Wissenschaftler: Nicht das Null-Energie-Haus ist der Weg zu weniger Emissionen, sondern das Haus, das beim Bau und Betrieb keine Emissionen erzeugt. „Als Indikator für die Bewertung der Klimaauswirkungen eines neuen Gebäudes oder einer Renovierung sollten jetzt die Treibhausgasemissionen über den gesamten Lebenszyklus betrachtet werden, das heißt sowohl die Emissionen, die durch die Produktion der Baustoffe und Bauarbeiten entstehen, als auch die Emissionen, die durch die Nutzung des Gebäudes in den Jahren danach entstehen“, erklärt William Gillett, Direktor des EASAC-Energieprogramms.

Nachhaltige Baumaterialien

Wer klimafreundlich bauen möchte, muss ganz unterschiedliche Aspekte berücksichtigen. Dazu gehören Lage, Anordnung und Ausrichtung des Gebäudes oder dessen Grundriss. Klar sollte mit Blick auf die Dimensionen eines Neubaus sein: Ein großes Haus benötigt während und nach der Fertigstellung viel mehr Energie als ein kleineres Eigenheim. Zudem spielen der Energiestandard des Gebäudes, der Einsatz alternativer Energiequellen oder die Gestaltung der Außenanlagen und Gebäudehülle eine wichtige Rolle.

Ein weiterer Faktor auf dem Weg zu klimafreundlicheren Bauten ist natürlich auch die Auswahl der verwendeten Baumaterialien. Ökologische Baustoffe zeichnen sich beispielsweise dadurch aus, dass sie aus einer nachwachsenden Ressource gewonnen werden und die Herstellung nur geringe Belastungen der Umwelt nach sich zieht. Zudem sind klimafreundliche Materialien lange haltbar und lassen sich später wieder der Kreislaufwirtschaft zuführen. Klimafreundlich ist übrigens in diesem Zusammenhang auch das Vermeiden hoher Transportkosten durch die bewusste Entscheidung für regionale Bauteile und -stoffe.

Klimafreundliches Bauen mit Holz statt Beton

Der Baustoff Holz hat beim nachhaltigen Bauen die Nase vorn. Als CO2-neutraler Baustoff ist Holz als natürlicher und nachwachsender Rohstoff ausgesprochen klimafreundlich. Das gilt aber nur, wenn das Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft und nicht aus Raubbau stammt. Weitere Vorteile von Holz sind die gute Wärmespeicherkapazität, ein vergleichsweise geringes Eigengewicht oder die Möglichkeit zur Wiederverwendung. Bei Holzfertigbauweisen hängt die Nachhaltigkeit allerdings auch von anderen verwendeten Materialien wie Verkleidungen oder Dämmstoffen ab. Gerade für die Dämmung gibt es heutzutage eine Vielzahl an klimafreundlichen Materialien. So bestechen etwa Holzfasern, Schafwolle oder Hanf nicht nur durch ihre Ökobilanz, sondern sind auch gesundheitlich weitgehend unbedenklich. Zudem können die Stoffe am Ende ihrer Lebenszeit kompostiert oder einfach entsorgt werden.

Innovative Stoffe zum Bauen

In Zukunft könnte die Auswahl an klimafreundlichen Baustoffen noch wachsen. Weltweit forschen Experten an innovativen Zusammensetzungen oder ganz neuen Materialien. So erregten Forscher an der Universität Colorado im vergangenen Jahr Aufmerksamkeit, als sie „lebenden“ Beton aus Bakterien herstellen konnten. Für den Baustoff wurden in diesem Fall Bakterien mit Sand, Nährstoffen, warmem Wasser und Gelatine vermischt. Unter idealen Bedingungen lebt ein Teil der Bakterien mehrere Wochen weiter. Dadurch lasse sich nach Angaben der Forscher aus herausgeschnittenen Teilen wieder neues Material züchten.

Darüber hinaus werden Pilze als mögliches Baumaterial diskutiert. Die als Myzel bezeichneten Fäden von Pilzen lassen sich beispielsweise zu Formen züchten und durch Erhitzung verhärten. Zu den Vorteilen dieses Materials gehört das sehr schnelle Nachwachsen der Fäden, zugleich können die Pilze am Ende der Nutzungszeit ganz einfach kompostiert werden. Einen echten Durchbruch hatten die Alternativen bislang aber nicht.

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