Stromversorgung mit erneuerbaren Energien

Keine halben Sachen

Von Michael Gneuss · 2022

Die neue Bundesregierung verfolgt in der Klimapolitik ehrgeizige Ziele. Schon 2035 soll die Stromproduktion zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien realisiert werden. Auf Kosten der Versorgungssicherheit muss das nach Ansicht von Experten nicht gehen.

Zwei Personen mit Schutzhelmen laufen über eine Anlage mit Solarplatten und Windrädern.
Foto: iStock / RossHelen

In einer ersten Etappe bis 2030 will die Ampel-Koalition den Anteil der Erneuerbaren an der Stromproduktion auf 80 Prozent steigern. Nach Analysen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) kann bei einer solchen Quote in einem europäischen Verbundnetz auch ohne den umfangreichen Ausbau von Stromnetz und Speicherkapazitäten die Versorgungssicherheit erhalten bleiben. Patrick Jochem, Leiter der Abteilung für Energiesystemanalyse im DLR, hält auf europäischer Ebene auch eine sichere Stromversorgung mit 100 Prozent erneuerbaren Energien für möglich. Der kostenoptimale Korridor führe 2040 zu einem nahezu CO2-freien Energiesystem. Ab 2050 könne ein solches Stromsystem zu ähnlichen Kosten betrieben werden wie das heutige.

Intelligente Sektorenkopplung

Nötig ist dafür eine stärkere Sektorenkopplung. Damit ist die intelligente Verknüpfung von Strom-, Wärme- und Verkehrssystem gemeint. „Durch die Kombination verschiedener Speicher – beispielsweise stationäre und in Fahrzeugen verbaute Batterien, Wärmespeicher in Gebäuden und Wärmenetze sowie Wasserstoffspeicher für die Brennstoffversorgung oder das Erdgasnetz – können die Kosten einer vollständig erneuerbaren Energieversorgung gesenkt werden“, erklärt Jochem. Allein die Kapazität der Batteriespeicher von 40 Millionen Elektrofahrzeugen könnte Deutschland laut DLR einen Tag lang mit Strom versorgen. Durch ein geeignetes Wasserstoffsystem würde diese Kapazität noch einmal um ein Vielfaches steigen.

Regelbare regenerative Quellen für Stromversorgung mit erneuerbaren Energien

Auch der Bundesverband Erneuerbare Energie e. V. (BEE) hält es für möglich, eine sichere Stromversorgung mit 100 Prozent erneuerbarer Energie zu gewährleisten. „Schon heute gibt es Tage, an denen Sonne, Wind & Co. die Versorgung vollständig übernehmen“, sagt die Verbandspräsidentin Simone Peter. Sie setzt dabei auf eine Kombination aus den fluktuierenden Quellen Wind und Solar und den regelbaren regenerativen Quellen Biomasse, Geothermie und Wasserkraft sowie den Ausbau der Speicherkapazitäten und die zunehmende Kopplung der Sektoren Strom, Wärme, Mobilität und Industrie durch intelligente Vernetzung. Allein der bestehende Biogasanlagenpark könne bei flexibler Fahrweise etwa 60 konventionelle Gaskraftwerksblöcke ersetzen, um die Versorgung zu sichern, sagt Peter. In der im Winter veröffentlichten Studie „Klimaneutrales Stromsystem“ habe der BEE zusammen mit zwei Fraunhofer-Instituten gezeigt, dass die mit umfassender heimischer Wertschöpfung organisierte Energiewende nahezu ohne Importe umgesetzt werden kann und gleichzeitig die Klimaziele erfüllt werden können. 

Array
(
    [micrositeID] => 48
    [micro_portalID] => 28
    [micro_name] => Klimaschutz
    [micro_image] => 2654
    [micro_user] => 2
    [micro_created] => 1488280693
    [micro_last_edit_user] => 2
    [micro_last_edit_date] => 1488378642
    [micro_cID] => 1620
    [micro_status] => 1
    [micro_cache] => 0
    [deleted] => 0
)