Bewusster Umgang mit Wasser

Langfristig denken

Von Jens Bartels · 2022

Ein überdimensionaler Wassertropfen fällt in zwei Hände
Wasser wird immer mehr zum knappen Gut. Foto: iStock / Chinnapong

Die Debatte um die Wasserversorgung der neuen Fabrik des Autobauers Tesla in Brandenburg macht deutlich, dass der achtsame Umgang mit der Ressource Wasser an Bedeutung zunimmt. Ob Niedrigwasser, Dürre oder Grundwasserneubildung: Der Klimawandel wird zu Veränderungen im Wasserkreislauf und der Nutzung des kostbaren Gutes führen.

Im Osten Deutschlands wird gerade über die Ressource Wasser debattiert. Stein des Anstoßes ist die östlich des Berliner Autobahnrings gelegene neue Tesla-Fabrik in Grünheide. Für die Versorgung der sogenannten Gigafactory von Tesla will der zuständige Wasserverband rund eine Million Kubikmeter Grundwasser pro Jahr zusätzlich aus dem Boden pumpen. Das entspricht etwa dem Jahresbedarf einer Stadt mit 40.000 Einwohnern. Umweltverbände sehen massive Auswirkungen der Wasserentnahmen auf die Natur und die Versorgung der Bevölkerung in diesem Teil Brandenburgs. Auch der regionale Wasserverband möchte mit Blick auf die derzeitige Infrastruktur der Wasserversorgung nicht ausschließen, dass bei weiteren Ausbaustufen des Werkes an Tagen mit sehr hoher Nachfrage nach Wasser die Trinkwasserversorgung eingeschränkt werden könnte. Die Debatte macht deutlich: Der Zugang zu Wasser wird ein wichtiges Kriterium sein, ob sich künftig überhaupt noch Unternehmen mit einem hohen Bedarf an dem kostbaren Nass in dieser Region ansiedeln.

Bewusster Umgang mit Wasser: entschlossenes Handeln ist nötig

Nicht nur in Brandenburg rückt die Beschäftigung mit der Ressource Wasser immer mehr in den Mittelpunkt. In ganz Deutschland ist ein achtsamerer Umgang mit Wasser geboten. Darauf weist beispielsweise der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) hin. So kommt eine DVGW-Umfrage vom Mai 2021 unter 180 Wasserversorgern zu dem Schluss, dass heiße Sommer, ausgedehnte Trockenperioden und häufigere Extremwetterereignisse für die Wasserwirtschaft eine zunehmende Herausforderung bedeuten. 

Gemeinsam mit weiteren Verbänden aus diesem Bereich fordert der DVGW entschlossenes Handeln beim Ressourcenschutz, bei der Wassernutzung und dem Ausbau der Netzinfrastruktur. Oberste Priorität legen die Verbände auf den eindeutigen Vorrang der öffentlichen Wasserversorgung gegenüber anderen Nutzergruppen. Auch ein besserer Schutz der Trinkwasserressourcen vor Verunreinigungen oder eine Flexibilisierung der Wasserentnahmerechte bei einem kurzzeitig höheren Wasserbedarf, wie er in einer Dürreperiode vorkommt, steht ganz oben auf der Wunschliste der Verbände. Weitere Vorschläge betreffen unter anderem die Unterstützung bei Investitionen in die wasserwirtschaftliche Infrastruktur, Maßnahmen und Anreize zur Senkung des Wasserverbrauchs der Landwirtschaft oder Kooperationen und interkommunale Zusammenarbeit zur Erhöhung der Versorgungssicherheit.

Ideen für die Landwirtschaft

Gerade mit Blick auf die Landwirtschaft gibt es eine Reihe weiterer Ideen, wie sich die langfristigen Auswirkungen des Klimawandels auf die Ressource Wasser minimieren lassen. So könnte es sinnvoll sein, entgegen der derzeitigen Praxis der Entwässerung von Feldern das Wasser stärker im Boden zu halten. Denkbar ist auch, dass Landwirte für die Bewässerung ihrer Felder anstatt Trinkwasser nur noch Wasser verwenden, das bereits für andere Zwecke genutzt und dann aufgefangen wurde. Eine weitere Idee: In Regionen mit wenig Grundwasserneubildung macht es Sinn, bereits beim Anbau auf Pflanzenarten wie Kichererbsen, Quinoa oder Buchweizen zu setzen, die weniger Wasser für ihr Wachstum benötigen. Unabhängig von der Landwirtschaft setzen Experten auch auf das Auffangen der starken Niederschläge im Herbst und Winter. Diese Niederschläge könnten gezielt dem Grundwasser hinzugefügt und bei Bedarf im Sommer wieder abgepumpt werden.

Weit in die Zukunft blicken

Die ersten Bundesländer bemühen sich bereits um einen achtsameren Umgang mit der Ressource Wasser. Die Landesregierung in Hessen hat etwa vor Kurzem einen Plan für die Wasserversorgung in dem Bundesland veröffentlicht, um auch in Zukunft trotz des Klimawandels über ausreichend Wasser zu verfügen. Er fasst den Zeitraum bis 2050 ins Auge. So sieht der Entwurf die Förderung der Grundwasserneubildung durch Rückhalteflächen und Versickerung, den Schutz des Grundwassers vor Schadstoffen und den Ausbau von Verbundsystemen vor. Besonders wichtig werden laut dem „Wasserwirtschaflichen Fachplan“ das Wassersparen und die vermehrte Nutzung von Brauchwasser. Hessen versorgt sich übrigens zu gut drei Vierteln aus Grundwasser. Die Neubildung hat sich aber in den Trockenperioden seit 2018 deutlich reduziert, gleichzeitig ließen die heißen Sommer den Bedarf an Trinkwasser, Grundwasser in Naturräumen und Bewässerung für die Landwirtschaft steigen. Dies gab den Anlass für den Wasserwirtschaftsplan.

Grafik: Volumen des globalen Markts für nachhaltige Wasserwirtschaft nach Segment im Jahr 2020 und Prognose für 2030

Quellen:
Umweltbundesamt: Niedrigwasser, Dürre und Grundwasserneubildung – Bestandsaufnahme zur gegenwärtigen Situation in Deutschland, den Klima- projektionen und den existierenden Maßnahmen und Strategien
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung: Dürremonitor Deutschland

Schon gewusst?

Trotz eines durchschnittlich nassen Jahres 2021 sind die Böden in Deutschland laut dem Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung regional schon wieder ungewöhnlich trocken. Besonders in Hessen, Teilen von Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg sind die Wasservorräte im Oberboden (bis 25 cm) ungewöhnlich gering für diese Jahreszeit.

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