Nachhaltigkeit Fakten

Wir müssen mehr machen

Von Michael Gneuss und Katharina Lehmann · 2024

Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen, sagte einst Altbundeskanzler Helmut Schmidt. Vielleicht brauchen wir sie aber heute, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Denn im Moment mangelt es an einer positiven Darstellung einer ökologisch nachhaltigen Zukunft für Deutschland.

Nachhaltigkeitsberichterstattung und ökologische Statistik skizzieren
Foto: iStock / VectorMine

Wer von Nachhaltigkeit spricht, meint oft Umwelt- und Klimaschutz. So auch in einer vom Institut für Zukunftspolitik in Auftrag gegebenen Forsa-Studie, für die 1.503 Deutsche ab 18 Jahren zum Thema Nachhaltigkeit befragt wurden. Die Ziele der Klimaneutralität halten 65 Prozent für sehr wichtig beziehungsweise wichtig. Technologische Innovationen sind nach Ansicht von 75 Prozent der Teilnehmer am wirkungsvollsten, um diese Ziele zu erreichen. Aber auch staatliche Anreize und Förderung (63 Prozent) und individueller Konsumverzicht (51 Prozent) werden als zielführend angesehen. Staatliche Regulierungen und Verbote halten nur 26 Prozent für wirkungsvoll. Die Verantwortung dafür, dass kommende Generationen in Deutschland leben können, sehen die meisten beim Staat (71 Prozent). Jeweils weniger als die Hälfte nehmen der Studie zufolge die Wirtschaft (42 Prozent) und die Bürger (35 Prozent) in die Pflicht.

Doch zum Themenkomplex der Nachhaltigkeit gehört mehr als Umwelt- und Klimaschutz. So sehen 76 Prozent der Befragten ein gutes Bildungssystem als prioritär an, 69 Prozent sprechen sich für ein gutes Gesundheitssystem aus, 52 Prozent für die Bekämpfung von Armut und sozialer Ungleichheit. Mit 48 Prozent rangiert der Umwelt- und Klimaschutz erst dahinter.

Bloß kein Weiter-so!

Die Befragung zeigt: Die Mehrheit der Bundesbürgerinnen und -bürger ist bereit für eine nachhaltige Zukunft. Die Debatte um einen nachhaltigen Wandel aber als reine Verzichts-, Verbots- und Verlust-Debatte zu führen bringe Deutschland nicht weiter, so die Studienautorinnen und -autoren. Stattdessen brauche es Visionen, die den Menschen in Deutschland zeigen, wie Staat, Wirtschaft und Gesellschaft nachhaltig umgebaut und gestaltet werden können. Die Zukunft der Nachhaltigkeit entscheidet sich im Dreieck aus ambitioniertem Klimaschutz, sozialer Gerechtigkeit und ökonomischer Wettbewerbsfähigkeit. Ein bloßes „weiter so“, das reine Verwalten des Status quo, sei der falsche Weg, meinen die Autoren.

Denn eine Transformation kann nur gelingen, wenn die angestoßenen Veränderungen als positiv wahrgenommen werden und die Menschen das Gefühl haben, selbst mitwirken und Einfluss nehmen zu können. Notwendig dafür sind Argumente und Aufklärung, die den konkreten Nutzen für jeden Einzelnen in den Mittelpunkt stellen. 
Es ist gerade diese Selbstwirksamkeit eines jeden Einzelnen, die eine Gesellschaft in Schwung bringt – in einen Schwung, der dieser Tage fast verloren scheint. Und dieser Schwung beginnt im Kleinen: Natürlich macht es einen Unterschied, wie wir konsumieren, ob wir billiges Fleisch aus Massentierhaltung oder regionales Obst und Gemüse essen, ob wir Fast Fashion oder fair produzierte Kleidung tragen, ob wir Dinge reparieren oder einfach wegwerfen, wenn sie kaputt sind. Und es ist nicht egal, ob wir mit dem Diesel oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln und dem Fahrrad unterwegs sind. Ebenso kommt es darauf an, ob wir unseren Strom aus Wind und Sonne oder aus Kohle und Gas produzieren.

Fakten nachhaltigkeit: Unternehmen in der Pflicht

Dabei müssen auch Unternehmen ihr Engagement für Nachhaltigkeit deutlich verstärken, so das zentrale Ergebnis einer Befragung des Domainanbieters GoDaddy und der GfK unter 1.000 Menschen zwischen 18 und 74 Jahren anlässlich des Weltumwelttags am 5. Juni dieses Jahres. Zwar meinen 26 Prozent der Befragten, Unternehmen seien ausreichend aktiv, um nachhaltige Geschäftspraktiken zu fördern. Fast jeder Dritte (32 Prozent) ist jedoch der Ansicht, dass hier noch nicht genug getan wird. „Die Ergebnisse unserer Umfrage zeigen deutlich, dass Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland sich wünschen, Unternehmen würden nachhaltiger handeln als bisher“, erklärt Alexandra Anderson, Marketing Director DACH bei GoDaddy.

Nur wenn wir alle – Wirtschaft, Politik und Gesellschaft – an einem Strang ziehen und endlich eine Vision für ein ökologisch wie ökonomisch und sozial nachhaltiges Deutschland finden, können wir wieder optimistisch in eine lebenswerte Zukunft starten. Denn das Konzept der Nachhaltigkeit enthält ebendieses alte Zukunftsversprechen: Wir hinterlassen den eigenen Kindern und Enkelkindern einen Planeten, auf dem sie ein gutes Leben führen können.

Infobox

Die große Mehrheit der Bundesbürgerinnen und -bürger ist bereit für eine nachhaltige Zukunft.

Array
(
    [micrositeID] => 48
    [micro_portalID] => 28
    [micro_name] => Klimaschutz
    [micro_image] => 2654
    [micro_user] => 2
    [micro_created] => 1488280693
    [micro_last_edit_user] => 2
    [micro_last_edit_date] => 1488378642
    [micro_cID] => 1620
    [micro_status] => 1
    [micro_cache] => 0
    [deleted] => 0
)