Nachhaltiger Kleidungskonsum

Mit gutem Gewissen angezogen

Von Nadine Effert · 2022

Immer mehr, immer billiger, immer häufiger: Im Durchschnitt kaufen die Deutschen 15 Kilogramm Kleidung pro Jahr. Das Gros davon ist Fast Fashion – ein Desaster für Mensch und Umwelt. Langfristig ist die Entwicklung zu fair produzierter und nachhaltiger Mode daher unumkehrbar.

Eine junge Schneiderin steckt an einer Schneiderpuppe einen Rock ab.
Foto: iStock / filmstudio

Neu ist das Phänomen Fast Fashion nicht: Bereits in den 1990er-Jahren begann die Modeindustrie schnell und günstig in großen Mengen zu produzieren. Gab es früher vier Kollektionen im Jahr, werfen die Billigketten inzwischen bis zu 52 Mikrokollektionen auf den Markt. Die Kosten für den textilen Kaufrausch tragen in den meisten Fällen die Textilarbeitenden in den vorwiegend asiatischen Herstellungsländern und am Ende die Umwelt. Laut der britischen Ellen-MacArthur-Stiftung könnte die gesamte Textilindustrie bis 2050 für ein Viertel des klimaschädlichen CO₂-Ausstoßes verantwortlich sein. Durch Fast Fashion schwindet die Wertschätzung für ein Kleidungsstück: Anstatt Hose, Kleid und Co. besser zu pflegen oder zu reparieren, landen in Deutschland jährlich 391.752 Tonnen Textilien auf dem Müll – Platz zwei hinter Italien. Das geht aus einer Studie der Agentur ABCD im Auftrag der Marke Labfresh hervor. Umweltschutzorganisationen kritisieren seit Langem die Ressourcenverschwendung und die Berge an Textilmüll. Greenpeace etwa fordert einen Ausstieg aus der „Droge Fast Fashion“ und appelliert an das Gewissen der Konsumierenden.

Slow Fashion im Kommen

Das Gute: Für die überwiegende Mehrheit der Verbrauchenden ist Nachhaltigkeit im Bereich Bekleidung wichtig. Bisher besitzt jedoch weniger als ein Zehntel mehrere nachhaltig produzierte Kleidungsstücke. Dem gegenüber stehen 79 Prozent wohlwollend Eingestellte, jedoch oftmals noch Tatenlose. Das zeigt eine SPLENDID-RESEARCH-Umfrage aus 2020. „Obwohl viele Verbraucher noch zögerlich sind, scheint der Trend positiv: Einerseits lässt die Nachfrage eine inzwischen beachtliche Anzahl an kleinen, ausschließlich nachhaltig produzierenden Anbietern zu. Andererseits ist die Relevanz des Themas offenbar im kollektiven Bewusstsein angekommen", sagt Studienleiterin Eva Windhorst.

Beim nachhaltigen Kleidungskonsum auf Siegel achten

Positiv auf das Kaufverhalten wirke sich bei 60 Prozent der Deutschen eine Garantie auf Nachhaltigkeit aus. Hier helfen Nachhaltigkeitssiegel: Die Siegel Fairtrade Textile Production und Oeko-Tex Standard100 genießen laut Studie das größte Vertrauen und sind am bekanntesten. Tipp: Das Online-Portal siegelklarheit.de hilft dabei, sich im Siegel-Dschungel zurechtzufinden und zeigt, wofür die verschiedenen Umwelt- und Sozialsiegel stehen.

Quellen:
Verbraucherzentrale: Faire Kleidung: Das bedeuten die Siegel

Siegelklarheit: Siegel nach Produktgruppen

Nachhaltige Fashion-Tipps

• Kaufen Sie weniger Klamotten und am besten secondhand.
• Kaufen Sie nur Kleidung, die Sie auch länger tragen werden.
• Gehen Sie schonend mit Ihrer Kleidung um und nehmen Sie kleine Reparaturen selbst vor oder gehen Sie in eine Änderungsschneiderei.
• Verkaufen oder verschenken Sie Kleidung, die Sie selbst nicht mehr tragen.

Quelle:
Verbraucherzentrale

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