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Wiederverwertung

„Wir brauchen mehr Wiederverwertung und sollten jede Stellschraube nutzen“

Von BASF · 2024

Dr. Elmar Pöselt, R&D TPU New Chemistry, und Florian Schulz, Segment Marketing TPU Sustainability beim Chemieriesen BASF, kümmern sich um die verschiedenen Aspekte der Transformation zu mehr Nachhaltigkeit beim Spezialkunststoff TPU. Unter anderem soll es eine neue Produktionsanlage geben, die nicht nur eigene Produktionsreststoffe wiederverwertet, sondern künftig auch geeignete Abfälle Dritter.

TPU-Granulat Foto: BASF

Warum überlassen Sie das Thema Wiederverwertung nicht den Abfallverwertern?

Schulz: Diese Unternehmen sind beim Recycling einfacher Kunststoffe (zum Beispiel PET-Flaschen) sehr gut aufgestellt, sammeln und verwerten diese auch in großen Mengen. Bei Spezialkunststoffen wie Thermoplastischen Polyurethanen, kurz TPU, ist das nicht so einfach. Aufgrund der geringen Mengen und der komplexen chemischen und regulatorischen Anforderungen wird hier spezielle Expertise benötigt – das geht schlicht über das hinaus, was Abfallverwerter leisten können.

Woran liegt das?

Dr. Elmar Pöselt

Pöselt: Das fängt schon damit an, dass TPU eine sehr vielseitige Kunststoffklasse ist, die die Eigenschaften eines Thermoplasts und eines Elastomers verbindet. Sie umfasst eine Vielzahl von unterschiedlichen Produkten, die für einzelne Anwendungen – vom Skischuh bis zu Infusionssystemen – optimiert sind. TPU ist also nicht gleich TPU. Hinzu kommt, dass TPU sehr langlebig ist und so über Jahrzehnte im Einsatz sein kann. Sortenreines TPU in ausreichenden Mengen am Ende des Produktlebens zurückzuführen, stellt eine große Herausforderung dar.

Schulz: Um einen solchen Abfallrückfluss aufzubauen, braucht es die Zusammenarbeit aller Beteiligten entlang der gesamten Wertschöpfungskette bis zum Endverbraucher. Wir führen aktuell eine Produktserie mit einer speziellen Kennzeichnung ein, bei der wir interne Produktionsabfälle mittels mechanischer Aufbereitung wieder einbringen können. Dies wollen wir zeitnah auf Produktionsabfälle unserer Kunden ausweiten. 

Pöselt: Auch die rechtliche und regulatorische Sicht ist komplex: Die Verwertung von Kunststoffen unterliegt ja nicht nur dem Abfallrecht. Sobald ein Kunststoff recycelt wird, gilt er nicht mehr als Abfall, sondern wieder als Rohstoff und unterliegt damit wieder dem Chemikalienrecht.

Wäre es da nicht einfacher, ganz auf TPU zu verzichten? 

Pöselt: Sicher nicht. TPU ist aufgrund der speziellen Eigenschaften an vielen Stellen nicht so leicht ersetzbar und sollte aufgrund der Langlebigkeit und Recyclebarkeit im Gegenteil vielmehr andere Kunststoffe wie Gummi, PVC oder Silikon ersetzen. Frühzeitiger Austausch durch Neuware ist genauso wenig nachhaltig wie die Entsorgung über Mülldeponien. Wir sehen Kunststoffe als Ressource, die unbedingt dem Kreislauf wieder zugefügt werden sollten.

Florian Schulz

Schulz: Zumal es gute Möglichkeiten gibt, auch diese Spezialkunststoffe zu recyceln, wenn sie in großer Menge gebündelt und als Wertstoffe mit dem richtigen Know-how betrachtet werden. Und das können wir schon heute. Die energetisch beste Aufbereitung ist das mechanische Recycling, bei dem der Kunststoff wieder aufgeschmolzen und umgeformt wird.

Welche Alternativen sehen Sie sonst?

Pöselt: Chemische Recyclingverfahren – diese sind großtechnisch skalierbar. Der Kunststoff wird in Fragmente zerlegt und wieder neu aufgebaut. Das erfordert einen höheren Energieaufwand, ermöglicht aber die Abtrennung bedenklicher Substanzen inklusive Kontaminationen und die Herstellung von Produkten, die identisch zu Neuware sind. Diese Verfahren sind massebilanziert. Die rezyklierten Materialien werden weiter am Anfang der Chemikalienproduktion eingebracht. Da aus den Vorstufen diverse chemische Verbindungen hergestellt werden, findet sich der rezyklierte Anteil im Prinzip in allen Produkten wieder. 

Schulz: Dies funktioniert auch mit nicht fossilen Rohstoffquellen. Zudem können biobasierte Rohstoffe eingesetzt werden. Daher erarbeiten wir jeweils gemeinsam individuell passende Ansätze, wie TPU nachhaltig einsetzbar ist. All die Konzepte lassen sich kombinieren, sodass auch zukünftige Rahmenbedingen erfüllt werden können.

Kontakt

BASF Polyurethanes GmbH
Elastogran Str. 60
49448 Lemförde
E-Mail: christine.wullweber@basf.com
Web: https://elastollan.com/upcycle

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