Zirkuläre Wertschöpfung

Wenn sich der Kreis schließt

Von Jens Bartels · 2024

Eine umfassende Circular Economy bietet eine Vielzahl von Vorteilen, die sich sowohl auf wirtschaftlicher als auch auf ökologischer Ebene bemerkbar machen. Ob durch mehr Digitalisierung, bessere Reparaturmöglichkeiten oder umweltfreundliche Verpackungslösungen: Um die Transformation voranzutreiben, gilt es, an ganz unterschiedlichen Stellschrauben zu drehen.

Kreislaufwirtschafts-Symbol
Kreislaufwirtschaft ist ein wichtiger Baustein für mehr Nachhaltigkeit. Foto: iStock / NicoElNino

Die Transformation zu einer echten Kreislaufwirtschaft könnte in Deutschland stark zum Schutz von Klima, Ressourcen und der Biodiversität beitragen. Zudem würde durch einen entsprechenden Umbau die deutsche Wirtschaft erheblich an Versorgungssicherheit gewinnen und ihre Abhängigkeit von kritischen Rohstoffen reduzieren. Zu diesen Ergebnissen kommt eine im Jahr 2023 veröffentlichte Studie vom WWF Deutschland, dem Öko-Institut, dem Fraunhofer ISI sowie der FU Berlin. Demnach ist der gesamtgesellschaftliche Nutzen einer Kreislaufwirtschaft deutlich höher als die damit einhergehenden sozioökonomischen Kosten der Transformation. So könnte der zirkuläre Umbau die Treibhausgasemissionen um bis zu 26 Prozent reduzieren und den Rohstoffkonsum um bis zu 27 Prozent bis zum Jahr 2045 senken. Bei besonders kritischen Rohstoffen wie Neodym, Kobalt oder Kupfer könnte der angenommene Bedarf für das Jahr 2045 sogar zu mehr als 50 Prozent durch die entsprechenden zirkulären Maßnahmen gedeckt werden. Darüber hinaus bietet die Transformation Deutschlands hin zu einer ganzheitlichen Kreislaufwirtschaft auch Chancen für mehr Lebensqualität und Gesundheit.

Zirkuläre Wertschöpfung: Datenschatz heben

Grundsätzlich geht es bei dem komplexen Themenfeld „Circular Economy“ um das Ziel eines geschlossenen Stoffkreislaufes, der die Entstehung von Abfällen minimiert und im Idealfall komplett vermeidet. Mehrere Grundprinzipien kennzeichnen diese Kreislaufwirtschaft: Zunächst geht es darum, Ressourcen effizient einzusetzen sowie erneuerbare Materialien und Energien zu bevorzugen. Im Idealfall dienen dabei auch wiederverwertbare Abfallprodukte als Ressourcen. Sie verbleiben möglichst lange in der Wirtschaft, also auch, wenn das Produkt das Ende der ersten Nutzungsperiode erreicht hat.

Damit die Transformation zu einer echten Kreislaufwirtschaft Schwung bekommt, ist die Digitalisierung ein wichtiger Hebel. Um zirkuläre Wertschöpfung zu ermöglichen, ist ein komplexes Management von Material- und Stoffströmen über den gesamten Lebenszyklus eines Produkts erforderlich. Der Schlüssel dazu sind Daten. Je mehr Informationen über die Zusammensetzung, Verwendung sowie Umwelt- und Gesundheitseffekte von Produkten digital erfasst, geteilt, analysiert und verarbeitet werden, desto leichter lassen sich Rohstoffe und Produkte im Kreis führen beziehungsweise zirkuläre Geschäftsmodelle und Ökosysteme skalieren. Dies zeigt die Studie „Digitalisierung und zirkuläre Wertschöpfung“, bei der unter anderem die Friedrich-Ebert-Stiftung mitgewirkt hat.

Reparatur ermöglichen

Auch das Recht auf Reparatur ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu einer echten Kreislaufwirtschaft. Um dieses Recht zu fördern, hat das EU-Parlament im April 2024 eine neue Richtlinie verabschiedet. Ziel dieser Richtlinie ist die Förderung von nachhaltigerem Konsum, indem die Reparatur defekter Geräte erleichtert, Abfall reduziert und der Reparatursektor unterstützt werden. Die neuen Regeln betreffen schwere Haushaltsgeräte wie Kühlschränke, Geschirrspüler, aber auch Smartphones, Tablets oder Fahrräder, die künftig reparaturfreundlich gestaltet sein sollen. In den kommenden Jahren kann die Liste noch verlängert werden. Die Richtlinie schreibt auch vor, dass Hersteller in Zukunft Ersatzteile und Anleitungen für die erwartete Lebensdauer des Produkts bereithalten müssen. Außerdem soll eine europäische Reparaturplattform den Verbrauchern den schnellsten Weg zu Reparaturwerkstätten aufzeigen. Die EU-Staaten haben nun zwei Jahre Zeit, um das Recht auf Reparatur in ihre nationalen Gesetze zu übertragen.

Recycling und Upcycling nutzen

Unternehmen können von der Entwicklung zu einer ganzheitlichen Kreislaufwirtschaft auf vielerlei Art profitieren. Klar ist schon jetzt: Erfolgreich werden in Zukunft vermehrt genau die Unternehmer sein, die Themen wie Nachhaltigkeit bereits beim Gestaltungs- und Designprozess neuer Produkte in den Mittelpunkt stellen und auch bei Lebensdauer, Haltbarkeit oder Recycelbarkeit nachhaltig denken. In diesem Zusammenhang setzt der Ansatz des „Cradle to Cradle“ (C2C) an. Übersetzt bedeutet es: „Von der Wiege bis zur Wiege“. 
Das C2C-Prinzip setzt auf eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft und orientiert sich an den Kreisläufen der Natur: Dort gibt es keinen Müll. Entsprechend sollen Produkte von Beginn an so gestaltet werden, dass sämtliche Materialien und Inhaltsstoffe in den Kreislauf zurückgeführt werden können, aus dem sie entnommen wurden. Auch Upcycling kann je nach Produkt eine wertvolle Alternative sein: So können aus Abfallmaterialien nochmals hochwertige Produkte hergestellt werden.

Verpackungen smarter designen

Für Verpackungen bedeutet dieser Ansatz, bereits beim Design den Materialkreislauf mitzudenken. Je besser eine Verpackung sortier- und recyclingfähig ist, also etwa aus einem Mono-Kunststoff besteht, desto besser ist die Qualität des Rezyklats, das anschließend wieder zur Produktion neuer Produkte oder Verpackungen eingesetzt werden kann. Wichtig ist außerdem, Verpackungen unter Einsatz neuer Technologien leichter zu machen, um Rohmaterial einzusparen. Nachfüllpackungen verringern ebenfalls den Materialeinsatz. 

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