Dezentrale Energieerzeugung

Viele Kleine statt ein Großes

Von Hartmut Schumacher · 2017

Zentrale Großkraftwerke ähneln den Dinosauriern: Sie sterben wegen des Klimawandels langsam aus. Viele kleine, dezentrale Energieproduzenten sollen nun an ihre Stelle treten. Allerdings benötigen auch die Erneuerbaren Energien teilweise zentrale Strukturen. Und ganz verschwinden werden auch die großen konventionellen Erzeugungsanlagen noch lange nicht.

 Solaranlagen auf Einzelhausdächern
Dezentrale Erzeugung: Solaranlagen auf Einzelhausdächern

Einen unbestrittenen Vorteil haben zentrale Großkraftwerke: Bei ihnen sind die spezifischen Investitions- und Betriebskosten meist niedriger als bei kleineren Kraftwerken. Demgegenüber steht ein entscheidender Nachteil: Es treten Energieverluste auf beim notwendigen Transportieren des Stroms zu den Verbrauchern.

Das war in den Zeiten akzeptabel, als man froh war, die Bevölkerung und Industrieanlagen überhaupt flächendeckend mit Elektrizität versorgen zu können – damals, als man sich noch nicht viele Gedanken über die Begrenztheit der Rohstoffe machte. In den Zeiten der Energiewende gilt es jedoch als sinnvoller, den Strom dort zu produzieren, wo er auch verbraucht wird. Und so gilt Dezentralität bei der Energiewende als das Gebot der Stunde.

Naturgegebene Dezentralität

Zwei weitere Gründe sprechen ebenfalls für eine dezentrale Energieerzeugung: Erstens spielen Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen seit der Energiewende eine größere Rolle als zuvor – vor allem wegen ihrer höheren Umweltfreundlichkeit, aber auch, weil sich Wärme sehr viel schwieriger über große Entfernungen transportieren lässt als Strom. Zweitens ist bei den wichtigsten Technologien zur Nutzung Erneuerbarer Energien eine dezentrale Struktur naturgemäß sinnvoller. Dies gilt besonders für Photovoltaik, Windenergie und Biogas. Windkraftwerke zum Beispiel dürfen nicht zu nahe beieinander stehen, da sie ansonsten durch die entstehenden Windschatten gegenseitig ihre Energieerträge verringern.

Harald Uphoff, kommissarischer Geschäftsführer des Bundesverbands Erneuerbare Energie, fasst die Situation prägnant zusammen: „Die Zeit der Großkraftwerke ist vorüber, es werden hierzulande absehbar auch keine neuen mehr gebaut.“ Betreiber zentraler Großkraftwerke sind davon naturgemäß nicht begeistert. Allzu laut aber sagt niemand mehr etwas dagegen. Im Gegenteil: Auch solche Unternehmen investieren nun in dezentrale Kraftwerke – befinden sich dabei aber in ungewohnter Konkurrenz zu kleinen Stadtwerken.

Nicht unbedingt verbrauchernah

Dezentrale Energieerzeugung muss aber nicht unbedingt bedeuten, dass der Strom in unmittelbarer Nähe der Verbraucher produziert wird. Windkraftanlagen beispielsweise müssen nun einmal dort errichtet werden, wo ein gutes Windangebot herrscht. So muss die erzeugte Energie trotz der Dezentralität der Anlagen über relativ weite Entfernungen zu den Verbrauchern transportiert werden. Daher kann die Dezentralisierung der Energieversorgung es teilweise sogar nötig machen, die Stromnetze weiter auszubauen.

Völlig verschwinden werden zentrale Kraftwerke jedoch nicht: Denn sie dienen auf absehbare Zeit weiterhin dazu, Versorgungssicherheit zu gewährleisten – vor allem in Phasen, in denen bei den Erneuerbaren Energien Flaute herrscht. Außerdem gibt es auch grüne Technologien, für die zentrale Kraftwerke sinnvoll sein können – zum Beispiel große Windparks, solar­thermische Anlagen und Wasserkraftwerke.

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