Urban Mining

Selbst ist das Land

Von Helge Denker · 2017

Rohstoffe zum Bauen werden immer knapper – und teurer. Sogar Sand ist nicht unendlich viel vorhanden. Gleichzeitig wird die Wiederverwendung von Rohstoffen aus alten Gebäuden immer interessanter. Im kleineren Maßstab funktioniert dieses Bau-Recycling schon sehr gut, wie ein Modellprojekt in Bremen beweist.

 Eine Stahlbetonmauer wird von einer Maschine zerstoßen
Selbst riesige Mengen Bauschutt sind heutzutage wertvolle Ressource für die weitere Verwendung.

Eine Stadt ist eine riesige Rohstoffmine. Urban Mining setzt auf die Wiedergewinnung von Wertstoffen, wie Metalle, Glas, Steine und Bauschutt. Die Branche boomt angesichts steigender Rohstoffpreise und immer knapper werdender Ressourcen. Und liefert so auch einen wachsenden Beitrag zum Umweltschutz.

Der “Bergbau von Rohstoffen im städtischen Bereich” ist eine Boombranche: Experten schätzen, dass allein in Deutschland jedes Jahr rund 1,3 Milliarden Tonnen Baumaterial eingesetzt wird. Auf diesem Weg sammeln sich enorme Materialbestände an, die später als Quelle für Sekundärrohstoffe dienen können. Urban Mining identifiziert diese Lagerstätten, wie zum Beispiel Städte des Ruhrgebiets, und fragt nach der Wirtschaftlichkeit des Abbaus. Dank neuer technischer Möglichkeiten wird die Rückgewinnung auch wirtschaftlich immer interessanter.

70 Milliarden Tonnen Rohstoffe

Angefangen hat es mit Schrott, der schon seit Jahrzehnten zu neuem Metall verarbeitet wird. Doch durch die steigenden Preise für Buntmetalle häufen sich in jüngster Zeit auch die Diebstähle. Relativ neu ist auch die Wiedergewinnung von Bauschutt, aus dem sich durch Recycling neues Material gewinnen lässt. Angesichts der weltweit zunehmenden Knappheit von Sand durch einen ungebremsten Bauboom häuft sich der illegale Abbau der Ressource.

“In Hinblick auf einen zunehmenden internationalen Wettbewerb um die knappen Rohstoffe der Erde kann die Nutzung von Sekundärrohstoffen dazu beitragen, die natürlichen Ressourcen der Erde zu schonen und so die Lebensgrundlagen bestehender und zukünftiger Generationen zu sichern” erklärt das Umweltbundesamt (UBA) in Dessau. 

Urban Mining bündele nicht nur die Vorteile der Sekundär-Rohstoffnutzung, sondern eröffne weiterführende Chancen für Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft. So könnte dadurch der Import von Rohstoffen wie Erz und Metalle reduziert werden, erklärt das Bundesumweltamt, und die Abhängigkeit von Förderländern reduziert werden. Diese Recyclingwirtschaft sei ein “potenzialträchtiger Innovationsmotor und Arbeitsmarkt”.

1300 Artikel pro Jahr vermittelt

Die Wiederverwendung von verbauten Rohstoffen gilt auch als eine Möglichkeit, um dem immer weiter steigenden Rohstoffabbau entgegenzuwirken. In den letzten 30 Jahren hat sich die weltweite Rohstoffentnahme auf rund 70 Milliarden Tonnen pro Jahr verdoppelt.

Ein gutes Beispiel, wie Urban Mining in der Praxis funktionieren kann, liefert die Bauteilbörse Bremen: Sie ist die erste ihrer Art und hat seit 2002 das Ziel, gebrauchte Bauteile, die bei Abbruch oder Umbau von Häusern anfallen, wiederzuverwenden und an Privatleute, Firmen und Behörden in den Regionen Bremen und Hamburg zu vermitteln. Zum Beispiel über 500 Türen, sowie Treppen und Fliesen, die ansonsten im Müll gelandet wären.

Diese sind deutlich günstiger als Neuware und sparen auch Entsorgungskosten beim Abriss. Die Teile werden fachgerecht ausgebaut, abgeholt, gelagert und dem Käufer sogar geliefert. Auf diesem Weg werden pro Jahr etwa 1300 Artikel vermittelt. Eine Win-Win-Situation. Der Trägerverein gibt mit diesem Projekt einen positiven Impuls für Ressourcen schonendes Bauen, Abfallvermeidung, Energie- und CO₂-Einsparung.

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