Vom Müll zum Laufsteg

Schrott-à-porter für Idealisten

Von Alexandra Grossmann · 2016

 Eine aus einer alten Jeans gefertigte Tasche
Ob Schals, Taschen oder Gürtel aus Altkleidern: Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

Aus alt mach hipp: In der Mode etabliert sich der Trend, Altkleider oder Reste aus der Textilproduktion für neue Hemden, Hosen und Mäntel zu verwerten. Kleine, feine Labels mit einer Portion Idealismus begegnen Massenware und Billigproduktion mit exklusiven Einzelstücken, die zudem noch nachhaltig und gut für die Umwelt sind.

Wenn sie sehr schlechte Laune hat, wenn sie sehr gute Laune hat, oder einfach nur, wenn ihr danach zumute ist, trägt Antonia Krahl eine Art zu kurz gekommenen Blazer mit ausgepolsterten Schultern wie eine Jeansjacke, in der Mitte zusammen gehalten von einem einzigen, überdimensionalen Knopf. „Ein Einzelstück, das aus Altkleidern gemacht wurde, meine absolute Lieblingsjacke, leider teuer. Aber ich trage sie schon drei Jahre, es hat sich also gelohnt“, sagt die Studentin der Ernährungswissenschaften aus Jena. 

Krahl isst vegetarisch, kauft Eier aus artgerechter Tierhaltung und fährt zur Demo in die Hauptstadt, um gegen TTIPP zu demonstrieren. Sie ist damit die klassische Zielgruppe für den neuen, nachhaltigen Trend auf dem Modemarkt, dem Upcycling.

Jedes Jahr 750.000 Tonnen Altkleider

Upcycling ist gelebte Nachhaltigkeit mit Hippheitsfaktor. Es geht nicht nur darum, neue Kleider aus alten Resten zu tragen, damit Ressourcen zu schonen und ökologisch und ökonomisch sinnvoll zu handeln. Jedes Stück ist zudem ein Unikat, ein Stück Individualität, das lange getragen wird als Gegenentwurf zu Massenware und Billigketten.

In Deutschland wird jedes Jahr Kleidung im Wert von über 50 Milliarden Euro gekauft, nach rund drei Jahren wird sie weggeworfen. Laut Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (BVSE) fallen so jedes Jahr etwa 750.000 Tonnen Altkleider und Schuhe an. Einen kleinen Teil davon nutzen nun findige Trendsetter für nachhaltige Mode. 

Ausschließlich limitierte Editionen

Eine von ihnen ist Carina Bischof. Die Modedesignerin hält industrielle Überproduktion für ein großes Problem für die Umwelt. Darum gründete sie 2010 gemeinsam mit Freunden das Mode-Label Aluc. Sie produzieren nach eigenen Angaben Hemden, Blusen und Kleider mit dem Ziel, nachhaltige Strategien zu entwickeln, um herkömmliche Produktionsweisen zu ändern. Das Label verarbeitet ausschließlich Reste industrieller Stoffbahnen, die mit minimalem Chemikalien- und Wasserverbrauch, hohen sozialen Standards und bestmöglichem Umweltschutz hergestellt wurden. Aluc orientiert sich damit an der Idee des Cradle to Cradle, wo Produkte aus Stoffen bestehen, die selbst recyclingfähig und wieder verwertbar sind.

Zudem sind die Bestandteile nur begrenzt verfügbar, so dass die Kleidung ausschließlich in limitierten Editionen oder als Einzelstücke angefertigt werden. Upcycling ist in begrenzter Markt. Es ist schwierig, an gute Ware zu kommen, das Aufarbeiten zu Unikaten ist aufwändig und teuer. Viele der Designer sind Idealisten und grenzen sich absichtlich von Konzernen ab.

Traditionelle Techniken erhalten

„Mir ist es wichtig, unsere Gedanken zu nachhaltiger Mode gemeinsam in die Praxis umzusetzen“, sagt Bischof. Sie hält lokales Denken für entscheidend für einen nachhaltigen Umgang. „Es ist wichtig, dass man schaut, wo die Sachen herkommen, die man trägt, und unter welchen Umständen sie produziert wurden. Dazu zählt auch, die Sachen nochmals zu reparieren, anstatt sie gleich wegzuwerfen. Man sollte sich hierbei auf traditionelle Techniken berufen, sonst bleibt das Handwerk auf der Strecke und geht verloren.“

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