Energieeffizienz

Große Zustimmung beim Klimaschutz

Von Michael Gneuss und Jens Bartels · 2024

In Deutschland unterstützt die große Mehrheit der Bevölkerung die Energiewende. Zu den wichtigen Bausteinen für die Erreichung der Klimaziele im Jahr 2045 gehört die konsequente Nutzung smarter Technologien. Damit die Klimaneutralität bis dahin erlangt werden kann, müssen weiterhin enorme Anteile des Bruttoinlandsprodukts in entsprechende Maßnahmen investiert werden.

Ein Wald von oben mit Wasser in Form eines Hackens, um den Klimaschutz zu symbolisieren.
Foto: iStock / Petmal

Die Zustimmung zum Klimaschutz nimmt in Deutschland ab, ist aber nach wie vor hoch. Rund 82 Prozent der deutschen Haushalte gaben im Rahmen einer Umfrage für das diesjährige KfW-Energiewendebarometer an, die Energiewende für „sehr wichtig“ oder „wichtig“ zu halten. Vor einem Jahr lag der Wert noch bei 88 Prozent. Rund 60 Prozent äußerten zudem eine hohe Bereitschaft zur Mitwirkung an der Energiewende; zuvor waren es 68 Prozent. Fast jeder dritte Haushalt in der Bundesrepublik nutzt inzwischen mindestens eine Energiewendetechnologie. Zugleich planen weitere sechs Prozent der Haushalte die Anschaffung einer Energiewendetechnologie in den kommenden zwölf Monaten. Unangefochtene Nummer eins der Energiewendetechnologien ist dabei die Photovoltaik-Anlage. Fast 15 Prozent der Haushalte haben bereits eine, im Vorjahr waren es noch rund zwölf Prozent. Sehr dynamisch entwickelt sich auch die Nutzung von Batteriespeichern: Sie hat sich in einem Jahr fast verdoppelt. Zwischen den einzelnen deutschen Regionen zeigen sich allerdings große Unterschiede. Vorn liegt Süddeutschland, dort nutzen 41 Prozent eine der Energiewendetechnologien. Besonders wenige sind es weiterhin in Ostdeutschland (24 Prozent). Allerdings steigen die Zahlen in allen Teilen des Landes merklich an. Insgesamt hat die Befragung der KfW auch ergeben, dass Haushalte klimafreundliche Maßnahmen vor allem dann nutzen, wenn das für sie mit handfesten Kosteneinsparungen verbunden ist. Größter Hemmschuh sind finanzielle Restriktionen. Das ist auch insofern herausfordernd, als Haushalte mit niedrigen Einkommen besonders von hohen Energiekosten betroffen sind und überdurchschnittlich oft in energetisch unvorteilhaften Gebäuden wohnen.

Imagekrise der Wärmepumpe 

Als eine der zentralen Energiewendetechnologien für mehr Klimaschutz im Gebäudesektor gilt die Wärmepumpe. Doch der Absatz hat sich 2024 nahezu halbiert. Zu den Gründen für diese Image- und Absatzkrise, in der sich die klimafreundliche Heiztechnologie in Deutschland aktuell befindet, zählt laut einer Studie des Meinungsforschungsinstituts Civey die große Verunsicherung unter Verbrauchern. Vier von fünf Hausbesitzern ohne Wärmepumpe planen laut der Studie aktuell nicht, sich eine solche anzuschaffen. Zwei Drittel der Befragten ohne Wärmepumpe gaben an, Bedenken wegen der hohen Anschaffungskosten zu haben, knapp die Hälfte befürchten notwendige bauliche Veränderungen. Darüber hinaus kannten über die Hälfte der Befragten die Förderung der KfW für Wärmepumpen nicht. Dabei müsste doch klar sein: Wärmepumpen gehören zu den nachhaltigsten und umweltschonendsten derzeit verfügbaren Heizsystemen in Wohngebäuden, da die natürliche Wärme aus der Umgebungsluft, dem Grundwasser oder dem Erdreich gewonnen wird. Durch die hohe Effizienz sind bei dieser Lösung außerdem niedrige Heizkosten garantiert. Zwar sind Wärmepumpen in der Gesamtinvestition auf den ersten Blick teurer als konventionelle Heizungskessel, wenn Wärmequellen wie Wasser oder Erdwärme erschlossen werden. Aber dafür können im Neubau zusätzliche Kosten wie das Legen eines Gasanschlusses, der Bau eines Schornsteins oder auch der regelmäßige Schornsteinfegerbesuch vermieden werden. 

Energieeffizienz: Digitalisierung hilft dem Klima

Neben Wärmepumpen unterstützen eine Reihe weiterer innovativer Technologien den Klimaschutz im Gebäudesektor. Dies beginnt bei der Auswahl der Baumaterialien für den Hausbau. Aber auch ein Zuhause, das die Heizkörper automatisch herunterstellt, wenn ein Fenster geöffnet wird, oder ein Büro, das die Klimaanlage je nach Wetterverhältnissen und Anzahl der anwesenden Personen intelligent regelt, kann viel Energie einsparen. Das Schlagwort dahinter lautet Smart Home. Bei einer Standard-Verbreitung smarter Gebäudetechnologien im privaten und gewerblichen Umfeld können laut einer Bitkom-Studie im Jahr 2030 rund 12,4 Millionen Tonnen CO₂ eingespart werden. Bis zu 18,3 Millionen Tonnen sind es sogar, wenn die Verbreitung smarter Technologien beschleunigt vorangetrieben wird.

Auch in anderen Sektoren entfalten digitale Technologien großes CO₂-Einsparpotenzial. Im Energiesektor etwa sind hier zum einen Smart Grids zu nennen, also intelligente Stromnetze, in denen Stromerzeugung und -verbrauch präzise gemessen und gesteuert werden können. Sie nutzen Sensoren, Smart Meter und Echtzeit-Datenverarbeitung, um Angebot und Nachfrage nach Energie dynamisch auszugleichen. Zum anderen liegt großes Einsparpotenzial in der smarten Produktion erneuerbarer Energien: Mithilfe digitaler Technologien wird die Energiegewinnung aus erneuerbaren Quellen zuverlässiger und effizienter. So können etwa bei Solaranlagen die Paneele je nach Sonneneinstrahlung durch den Einsatz intelligenter Steuerungssysteme optimal ausgerichtet und geneigt werden. Windräder können die Windgeschwindigkeiten und -richtungen analysieren und die Position und Winkel ihrer Rotorblätter entsprechend anpassen.

Hohe Investitionen nötig

Die Beispiele zeigen: Bis zur Klimaneutralität ist noch einiges zu tun. Drei Viertel der für ein klimaneutrales Deutschland notwendigen Investitionen lassen sich durch das Umlenken von Geldern weg von fossilen Technologien hin zu klimaneutralen Alternativen mobilisieren, wie eine neue Studie von Agora errechnet. Der Gesamtbedarf an Investitionen beträgt bis 2045 jährlich elf Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), wovon der Großteil auch ohne Klimaschutz anstünde: Allein für den Erhalt und die Erneuerung insbesondere von Gebäuden, Industrieanlagen und Verkehrsmitteln werden jährlich massive Investitionen im Umfang von rund acht Prozent des BIP benötigt, die es auf dem Weg zur Klimaneutralität umzulenken gilt. Die darüber hinaus zusätzlich für den Klimaschutz nötigen Investitionen belaufen sich von 2025 bis 2045 auf rund drei Prozent des BIP beziehungsweise auf 147 Milliarden Euro jährlich. Packen wir es an. Das Klima wird es uns danken.

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