Entwicklung der Abfallwirtschaft

Aus der Schmuddelecke zur Hochtechnologie

Von Thomas Findeiss · 2016

Gelbe und schwarze und grüne Mülltonnen

Die Abfallwirtschaft entwickelt sich rasant zur Kreislaufwirtschaft, in der immer weniger der im Müll befindlichen Rohstoffe verbrannt und verschwendet werden. Die Branche boomt dank innovativer Verfahren und immer besseren Methoden, um die Stoffe von einander zu trennen. Lichtstrahlen zum Beispiel identifizieren unterschiedliche Kunststoffe zuverlässig.

Jeder in Deutschland kennt die Palette von bunten Müllcontainern, doch nicht jeder weiß, welcher Müll in welche Tonne soll, geschweige denn, was mit dem Abfall passiert. Hausmüll, Papier, Elektroschrott, Plastik und Glas – sie alle sind Stoffe, die profitabel und zugunsten der Umwelt wieder verwertet werden können, vorausgesetzt, der Müll wird getrennt.

Aber das Geschäft mit Müll als Rohstoff ist nur dann lukrativ, wenn es effektive und kostengünstige Trennverfahren gibt. Industriemüll bildet ein enormes Potenzial zur Rohstoff- und Energiegewinnung sowie für andere Verwertungszwecke. Teure Edelmetalle wie Gold, Kupfer oder Platin stecken im Elektroschrott. Die Rückgewinnung ist dank modernster Technologien längst keine Schnäppchenjagd mehr. Aus 4.000 Tonnen Elektroschrott können etwa 25 Kilogramm Gold gewonnen werden. Dieses sogenannte Urban Mining ist in Zeiten knapper und teurer Rohstoffe eine lohnende Option.

Profitabilität vor gesetzlichen Regellungen

Aber von den rund 9,5 Millionen Tonnen elektrischen und elektronischen Geräten in der Europäischen Union gelangen nur gut ein Drittel, nämlich 3,3 Millionen Tonnen, in die offiziellen Sammel- und Recycling-Einrichtungen. Von den restlichen 6,2 Millionen Tonnen werden 3,15 Millionen Tonnen unter nicht ordnungsgemäßen Bedingungen in Europa recycelt. 1,5 Millionen Tonnen werden aus der EU exportiert, davon Millionen Tonnen illegal. 400.000 Tonnen dieser Ausfuhren sind dabei reiner Elektroschrott. Das hat eine groß angelegte Studie der Londoner Umweltorganisation Countering WEEE Illegal Trade (CWIT) im Auftrag der Vereinten Nationen sowie der internationalen Polizeiorganisation Interpol ergeben.

Angeschoben durch den Gesetzgeber, Subventionen, Hochtechnologie und Eigeninitiative entwickelt sich in Deutschland derzeit ein regelrechter Recycling-Boom. Ein herausragendes Beispiel ist die Wiederverwertung von Plastikmüll: Plastikteile haben fluoreszierende Eigenschaften. Werden sie mit bestimmten Lichtimpulsen bestrahlt, leuchten sie für eine genau bestimmbare Dauer. Diese „Fluoreszenzabklingzeiten“ sind so unverwechselbar wie ein Fingerabdruck.

Funktionskleidung aus PET-Flaschen

Mit diesem Verfahren lassen sich unterschiedliche Kunststoffe exakt identifizieren und sortieren. Gegenüber üblichen Methoden erreicht man so eine hohe Sortenreinheit. Schon geringe Verunreinigung durch Fremdmaterial lassen die Qualität des wieder gewonnenen Rohstoffs deutlich sinken, weil sich die Polymere in der Regel nicht mischen lassen. Mit diesem innovativen Verfahren kann dagegen selbst aus PET-Trinkflaschen der Ausgangsstoff für hochwertige Funktionskleidung isoliert werden, für die man bisher teure Rohmaterialen brauchte.

Da sich ähnliche Purifikationsverfahren auch bei anderen Wertstoffen im Schrott etablieren, ist man auf einem guten Weg Richtung dynamischer weil profitabler Nachhaltigkeit.

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